Prof. Fritz Fröhlichs Werke

Acryle

Zitat Fritz Fröhlich

Die Entstehung eines Bildes ist gekennzeichnet durch Zufall und Notwendigkeit. Was mir wie zufällig aus dem Unbewussten zugespielt wird, gestalte ich in einem zweiten Vorgang mit Hilfe meines Kunstverstandes und meiner bewussten kreativen Möglichkeiten weiter. Von Menschen, die mit den bildenden Künsten nur gelegentlich in Berührung kommen, wird immer wieder eine Frage gestellt, die so manchen Maler erbost. Sie lautet: „Was soll das eigentlich bedeuten?“ Wenn auch die Fragestellung beweist, dass der Fragende Außenseiter ist, so halte ich die Frage doch für legitim. Es ist das gute Recht jedes Menschen, nach der Bedeutung einer Erscheinungsform unserer gemeinsamen Welt zu fragen. Nicht zu Deutendes beunruhigt zutiefst. Gerade dieser Umstand war es, der in die Kunst unserer Gegenwart Elemente einfließen ließ, die nicht zu deuten waren. Die damit verbundene Irritation war notwendiger Anstoß, um die zur Überheblichkeit gewordene Selbstsicherheit des Menschen in Frage zu stellen. Ausgelöst wurde das Problem durch die Naturwissenschaften, die mit ihren Vorstößen in unbekannte Bereiche das für alle Ewigkeit entworfene Gebäude des mechanistischen Weltbildes innerhalb weniger Jahrzehnte zum Einsturz brachten. In der Ausformung zum harmonikal gestalteten Gebilde gibt jedes einzelne Bild einen Blick frei auf eine mögliche Lebenswelt, fremd und vertraut zugleich. Indem sie uns eine überindividuelle Ordnung ahnen lassen, geben sie uns, als Vermittler zu einer anderen Welt, so etwas wie Heimatgefühl im Ganzen. Sie laden ein zur Zwiesprache auf Lebenszeit; sie sind, falls sie ein gütiges Geschick zum Kunstwerk reifen ließ, Partner im Dialog mit dem Geheimnis Welt. An Bedeutung auf gleicher Stufe, dem Umfang nach an zweiter Stelle sehe ich die Pastelle und Collagen.

Pastelle

Zitat Fritz Fröhlich

Diese haben sich ergeben aus einem von mir zunächst nicht wahrgenommenen erhöhten Interesse an der Seltsamkeit der Bildfindung. Unwillkürlich ist eine Skizze im Entstehungsprozess, der stets Unbewusstes transportiert, über das Stadium der Andeutung hinausgewachsen und hat von sich aus den Status der Selbstständigkeit beansprucht. Solche Fälle waren der Anlass, dass ich begonnen habe, von vornherein dieses Ziel anzupeilen. Weil sie keiner besonderen Vorarbeit bedürfen, bewahren sie sich eine gewisse Unmittelbarkeit im Vortrag. Sie sind aber, das möchte ich betonen, kein spontan hingesetztes Produkt, auch das Pastell ist Ergebnis einer Gestaltung. Wenn ich mich von meinem Unbewussten lenken lasse, kommen bessere Ergebnisse zu Stande, als wenn ich von einer sichtbaren Erscheinung oder einem Konzept ausgehe. Die Titelgebung erfolgt immer im Nachhinein. Das ist ein ganz bewusster Akt. Ich interpretiere das Bild sozusagen als Erster. Dabei begebe ich mich noch einmal in die Darstellung hinein, und dann bieten sich mir assoziativ Titel an, die mehr oder minder dicht am Werk sind.

Skizzen

Zitat Fritz Fröhlich

Am Beginn jeder Arbeit steht die Skizze. Auf einem Stück Papier werden mit einem geeigneten Mittel – Kohle, Kreide – Spuren gesetzt, die nichts bedeuten. Keine wie immer geartete Vorstellung lenkt den Vorgang. Anschließend betrachte ich die diffusen Spuren. Regen sie keine Assoziation an, bleiben sie, was sie sind, Spuren ohne Andeutung auf irgendetwas, lösche ich sie.

Deuten die Spuren aber vage eine Richtung an, eine Veränderung, die ein Gebilde darstellen könnte, nehme ich diese Anregung an und führe sie mit einigen verdeutlichenden Strichen weiter.

Dieses Stadium entscheidet über Fortführung oder Abbruch. Wird das Interesse geweckt, indem sich aus dem Fundus der stets bereitliegenden Assoziationen ein Szenario von irgendwelchen Beziehungen ergibt, nehme ich den „Vorschlag“ an und führe ihn zur Skizze weiter. Wenn nicht, ist der Papierkorb die geeignete Ablage. In der überwiegenden Mehrzahl aber beginnt die „heiße“ Phase der Entstehung zur Skizze. Das nur andeutungsweise sich bildende Beziehungsgefüge stellt von sich aus Forderungen: Verdeutlichung – Abstriche – Gewichtungen – Farbandeutungen usw. Es bildet sich die Skizze. Sie ist die bereits auf ein spezifisches Ergebnis zusteuernde Vorstufe eines Bildes. Die Mehrdeutigkeit der früheren Phasen ist gewichen, doch bleibt das Ensemble noch bildsam. Seine letzte Auffächerung erfährt es im Werk, also im BILD.

Die große Zahl der Skizzen, über 2000, bringt es mit sich, dass eine erhebliche Zahl nicht zur Ausführung kommt. Sei es, weil sich der Fund (es ist ja keine Erfindung) als zu dürftig herausstellt, sodass sich eine Weiterführung nicht lohnt und daher als Skizze abgelegt wird, oder weil die Skizze bereits soweit in ein fertiges Gebilde sich entwickelt hat, dass die Umsetzung in eine andere Kategorie nur eine flaue Wiederholung wäre. In diesem Falle betrachte ich die Skizze als fertiges Produkt. Etwa zwei Drittel aller Skizzen werden durch einige geringfügige Schlussakzente zu selbstständigen Arbeiten. Meist liegt eine größere Anzahl solcher Arbeiten vor, denen ich nach einer Betrachtungspause einen Titel gebe. Die Skizzen sind nicht nur der Zahl nach die größte Gruppe, sie sind auch die aufschlussreichsten Gebilde für meine gesamte Tätigkeit als Maler. Chronologisch geordnet geben sie einen Einblick in meine Position innerhalb der jeweiligen Lebensabschnitte.

Guckkasten

Zitat Fritz Fröhlich
Die Pastelle sind deutlicher ausgeführte Skizzen, wie ich sie zu jedem Leinwandbild fertige.

Weil die technischen Bedingungen eines Pastells eine illusionistische Wiedergabe einer Sehtatsache mit Betonung der plastischen Wirkung nicht gestatten, und doch mein Bedürfnis in diese Richtung wies, habe ich begonnen, Papiere in flachreliefartige Gebilde zu formen, sie zu festigen, um mit ihnen im Sinne einer Collage zu verfahren. Dies hat mich anschließend bewogen, die plastische Wirkung zu steigern, die dritte Dimension stärker hervortreten zu lassen, um so kleine Szenarien zu erhalten. Schließlich habe ich diese in Schachteln montiert und mit einem Glasdeckel versehen, ein weiterer Schritt zur Kleinplastik war damit vorgezeichnet. Ich habe eine Reihe solcher theatermäßig gebauten Szenerien, oder auch einzelne Figürchen in Glaskästchen gestellt, sodass sie rundum zu betrachten waren und sind.

Collage

Zitat Fritz Fröhlich
Diese hat sich aus dem Bedürfnis entwickelt, in bestimmten Fällen scharf begrenzte Flächen zum Bildaufbau einsetzen zu können. Das Operieren mit vorbereiteten Papieren oder sonstigen Materialien ist ungemein anregend und gibt in der Phase der Bildfindung von sich aus Hinweise zu einer Gestaltung, die auf keine andere Weise erreichbar ist. Seit einiger Zeit habe ich die Collage weiterentwickelt, indem ich Papier zerknüllt, in bestimmte Form gebracht, gefestigt und bemalt habe, um damit eine flachreliefartige Wirkung zu erzielen.

Aquarell

Zitat Fritz Fröhlich
Es ist die einzige Gattung, in der ich spontan arbeite; also improvisiere. Zum radikalen Unterschied von der Collage kann ein gesetztes Zeichen nicht mehr verändert werden. Dieser Umstand hat zur Folge, dass kompositionell die einzelnen Formelemente sich gegenseitig bestimmen. Die Bildfindung ist also anfangs offen – der weitere Vorgang aber unterliegt den Bedingungen der jeweiligen Bildkonstitution, die im Grunde nichts weiter ist als Gleichgewichtsexempel. Meiner persönlichen Rangeinstufung zufolge, liegt das Aquarell an letzter Stelle, obschon ich gelegentlich selbst überrascht bin, welch reizvolle Zufälligkeiten sich dabei ergeben.

Fresko

Zitat Fritz Fröhlich

Kaum einem Ausdrucksmittel wird mit größerer Publikumsachtung begegnet, obschon es unter allen Möglichkeiten die primitivste ist. Ich habe nur drei Fresken gemacht, die ich als zu meinem Werk gehörig betrachte: das Fresko in Engelszell, das Fresko im Landestheater Linz und die Ausmalung der Synagoge Linz. Das Experiment Engelszell war das gewagteste, das Fresko Landestheater das komplizierteste, das der Synagoge das interessanteste. Das Fresko in Engelszell war ein Wagnis insofern, als es sich in die barocke Umgebung fügen musste. Die Forderung im Auftrag lautete: „Das 20. Jahrhundert muss sichtbar sein und farbig ist an das gegebene Ensemble anzuschließen“. Diese Bedingung zu erfüllen verwendete ich die Formsprache einer quasikubistischen Zerlegung der ansonsten naturalistischen Darstellung. Dieses rein formalistische Konzept schien tauglich für ein farbiges Schließen des Raumes. Darüber hinaus wird man vergeblich nach „Gehalt“ suchen; ebenso wenig wie in den Fresken Altomontes, die freilich in ihrer originalen Barockfassung ein Vielfaches an adäquater Übereinstimmung zu bieten haben.

Eine Anekdote als Einschaltung: Zwei Kunsthistoriker kamen nach einer Fahrt durch Österreich ins Bundesdenkmalamt Wien. Befragt, wie ihnen das neue Deckenfresko in der Kirche in Engelszell gefallen habe, gaben sie verwundert an, sie hätten keines gesehen. Dieses „Lob“ hat mich sehr beruhigt!

Zum Fresko im Landestheater Linz bin ich bis heute nicht in der Lage, beurteilend Stellung zu nehmen. Wer es bei gleichem Licht sehen will, in dem ich es gemalt habe, empfehle ich die Aufführung eines Stückes abzuwarten, das auf der Bühne blaues Licht fordert.

Die Freskierung der Synagoge Linz konnte ich in voller Freiheit ausführen. Weder vom Erbauer des Tempels, Architekt Prof. Fritz Goffitzer, noch von Seiten des Auftraggebers erhielt ich Richtlinien. Auch aus heutiger Sicht habe ich keine Bedenken gegen das Werk.

Eine große Herausforderung war für mich die Deckenmalerei. „Das Narrenschiff“ im Festsaal des Stiftes Wilhering, da ich auch diesen Auftrag ohne jegliche Vorgaben ausführen konnte. Was ansonsten noch im Lande als Fresken von meiner Hand existiert, ist künstlerisch gesehen völlig belanglos. Diese Auftragsarbeiten sind, wie selbstredend auch meine Tätigkeit als „Restaurator“, ausschließlich dem Umstand zuzuschreiben, dass zu dieser Zeit meine Einkünfte aus der eigentlichen künstlerischen Tätigkeit nicht lebenserhaltend waren. Ich habe mich nie als Monumentalmaler gefühlt.

Und als restaurierender Kirchenmaler?

Nochmals eine Anekdote:

Weil ich um ein Wandbild 6 m² der umgebenden Fläche gefärbelt habe, wurde ich von einem Kirchenmaler wegen unbefugter Ausübung eines Gewerbes angezeigt. Meine Verantwortung lautete, es sei mir die Umgebung des Wandbildes zu dreckig gewesen. Die Verhandlung dauerte zehn Minuten; es erfolgte ein Freispruch.